Eines der
wichtigsten Dinge in meinem Leben ist die Familie (Vater, Mutter, Kind, Bruder,
Schwester). Sie spendet Kraft, Rückhalt, Unterstützung und lässt Raum zur
persönlichen Entfaltung. Ich persönlich bin der erstgeborene Sohn meiner Eltern
und werde mir immer wieder der besonderen Bedeutung dieser Position bewusst.
Stellt man sich die eigene Familie wie ein Könighaus vor, sind die Eltern
Königin und König. Der Erstgeborene ist demzufolge der Kronprinz, der
Nachfolger und kommendes Familienoberhaupt.
Angesichts
dieser besonderen Anforderungen ist es nicht damit getan eine glückliche
Kindheit zu verbringen, Spaß zu haben, das Leben zu genießen und die Eltern
gelegentlich in den Wahnsinn zu treiben. Nein. Vielmehr muss irgendwann der Tag
kommen, an dem sich der Erstgeborene bewusst wird, dass er nach und nach
zunehmend mehr Verantwortung übernehmen muss. Dies gilt zum einen gegenüber
seinen Eltern. Und zum anderen – und das ist fast noch wichtiger – gegenüber
seinen jüngeren Geschwistern. Der große Bruder ist es, der seine Geschwister
mit den geltenden Regeln des Familienbetriebes und den dortigen Tagesabläufen
vertraut zu machen hat. Ebenso ist ein großer Bruder auch Vorbild. Die jüngeren
eifern ihm nach. Zugegeben, die bisherigen Ausführungen erwecken den Anschein,
als sei ein großer Bruder mit eine Fülle an Macht ausgestattet. Dies mag auch
stimmen. Doch es gehört ebenso zu den Aufgaben die Sticheleien der Geschwister
über sich ergehen zu lassen. Ernsthafte Versuche sich gegen diese Angriffe sind
zwecklos. Statt die jüngeren zu ermahnen, werden in der Regel die Erstgeborenen
von den Eltern zur Rechenschaft gezogen. Dies ist für den großen Bruder die
Gelegenheit sich schützend vor seine andere Geschwister zu stellen und den Zorn
der Eltern – für die jüngeren Geschwister – über sich ergehen zu lassen.
Mit Blick
auf die gesamte Familie stellt der große Bruder eine Art binde Glied dar. Er
bewegt sich als Mittelsmann zwischen den Eltern und den jüngeren Geschwistern. So
muss er nicht nur Vorbild sein und dafür sorgen, dass der Nachwuchs halbwegs in
die familiären Abläufe integriert ist. Gleichermaßen obliegt ihm mit
zunehmendem Alter sich um das Wohl seiner Eltern zu sorgen und letztlich mit
dazu beizutragen, dass der Familienbetrieb intakt bleibt.
All dies
ist bei Lichte besehen eine äußerst heikle und mitunter anstrengende Aufgabe,
die gezwungenermaßen zum einen oder andern Gewissenskonflikt führt. In meinen
24 Jahren als Erstgeborener und großer Bruder war es mir immer eine Ehre und
ein Privileg diese Position bekleiden zu dürfen. Ich habe mich stets bemüht der
Verantwortung nach bestem Wissen und Gewissen gerecht zu werden.
Ich danke
Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.
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