Leck
mich am Arsch. Immer wieder stoße ich
auf Dinge, deren tieferen Sinn und Funktionsweisen mir einfach nicht
begreiflich sind. Beispiel… Familie. Genauer gesagt Verwandtschaft. Jeder hat sie, diese Verwandten, die man das ganze Jahr nicht zu
sehen kriegt und ehrlich gesagt auch nicht sehen möchte. Und ehrlicherweise
interessiere einen nicht großartig. Im Gegenteil. Vielmehr sind sie einem
Wurscht. Es ist allerdings nicht zwingend so, dass man sie hasst. Nein.
Vielmehr bewegen sich diese Verwandten in der emotionalen Bedeutungs- und
Belanglosigkeit. Soweit so erträglich. Wie eigentlich alles im Leben läuft es
auch mit der Verwandtschaft nicht immer nach Plan. Analog zum Vollmond im
Zusammenhang mit Fabeln und Fantasy-Geschichten fungieren hier besondere
Feiertag als DAS beschwörende Element, die den weitläufigen Familienanhang auf
den Plan ruft. Hurra. Solche Feiertage sind klassischerweise Weihnachten, das Fest der Gefühle (Hass, Neid, Missgunst,
Fülle-Gefühl), Ostern und natürlich Ommas Geburtstag. Letzterer fällt in meiner
Famile auf den 31.12.
Mit fast
schon obszön zu nennender Zuverlässigkeit beobachte ich wie sich regelmäßig die
gleichen Gedanken durch meine Hirnwindungen quälen, wenn die obligatorischen
Familentreffen anstehen.
Zunächst
wird der Begriff Familie mit Assoziationen verbunden: Gruppe von Menschen, die einem nahe stehen, auf die man
sich freut, die sich gegenseitig versorgen und umeinander kümmern. Etc pp. Sie
kennen das und müssen, mit dem bisher gelesenen vergleichenend feststellen,
dass Verwandtschaft nicht den Kriterien der Familie entspricht. Wenden wir uns
nun der Bedeutung von Weihnachten zu. Ich lasse hier bewusst Ommas Geburtstag
außen vor, da zur Verwandtschaft oftmals auch Onkel und Tanten zählen, die
erstaunlicherweise auch gleichzeitig Kinder von unseren Großeltern sind.
Zumindest die Hälfte. Und welcher Mensch bringt es fertig jemandem zu verbieten
zum Geburtstag der eignen Mutter zu gehen… Sie dürften also einsehen, dass es
an diesem Feiertag keine Chance auf "Besserung" besteht. Anders ist
es jedoch an Weihnachten. Zumindest aus meiner Sicht, denn Weihnachten ist, wie
landläufig bekannt, das Fest der Liebe. Dementsprechend sollte es auch mit
denen verbracht werden, die einem nahe stehen und die man liebt, sprich Freunde
und Familie, wobei hier die Grenzen durchaus fließend sein können. Die bucklige
Verwandtschaft macht hier erneut keinen Stich. Zumindest wenn es um die
trockene Ideal-Theorie geht.
Nun ist
es leider so, und da werden Sie mir Recht geben müssen, dass sich die immer
wieder auf die familiären Festtage schmuggeln und für eine besondere, wenn
nicht gar merkwürdige Atmosphäre sorgen. Den theoretisch-analyischen
Ausführungen meinerseits steht das Phänomen des Gruppenzwanges und des
Darstellungsdranges gegenüber. Vor geraumer Zeit muss irgendein Heijopei
beschlossen haben:"Hey, es ist doch ne gute Idee Feste mit möglichst
vielen Menschen zu feiern, die man kennt. Ich denke da an die Verwandtschaft.
Und damit möglichst alle ein schönes Fest haben, machen wir es für alle
verbindlich. Und wer sich nicht daran hält wird bestraft und mit sofortiger
Wirkung schief angesehen und mit Tuscheleien bedacht." Und irgendeine
Bande von Idioten dachte sich: Och, das klingt gut! Da stimmen wir mal zu.
Schönen
Dank auch, jetzt haben wir den Salat.
Jedes
Jahr aufs neue erlebe ich in immer den selben Abständen ein Wechselbad der
Gefühle:
"Hurra
es ist Weihachten! Geschenke! Familie, Gemütlichkeit und lecker Essen! Gefolgt
von Och nee, morgen treffn wir uns mit den Verwandten. Also Menschen, die sich
nur bedingt für einen interessieren, die sonst eh kaum da sind und bei denen du
zusätzlich darauf achten musst, was du wie zu wem sagst… Das wirs doch eh
wieder ein einziger Krampf. Wir sind doch eigentlich eine FAMILIE warum ist es
dann nicht möglich offen miteinander umzugehen. Stattdessen quälen sich ALLE
Beteiligten durch den Tag und betonen immer wieder, wenn es erforderlich ist,
wie begeistert sie sind. Tolle Familie."
Nun ist
es ja so, dass die genannten Familientreffen mitunter morgens abgehalten werden
und die Gäste früh aufstehen müssen und dementsprechend nur bedingt
ausgeschlafen sind, bevor sie sich auf den Weg machen. Und da sich solche
Treffen gerne auch mal etwas in die Länge ziehen, da man sich ja so selten
sieht, passiert es hin und wieder - z.B. bei Vollmond - dass das Gehirn für
heute den Dienst mehr oder weniger den Dienst einstellt und man sich auf die
gegebene Situation einlässt. Wenn einem das gelingt, kann dies zu einem Moment
führen, in dem man merkt: hoppla, wir sind ja doch eine Familie. Und ich gehöre
dazu. Muhaha.
Was
lernen wir daraus?
Egal ob
im Duell, im Brennpunkt oder im Sat1 Film Film, Familie und Verwandtschaft kann
man sich nicht aussuchen. Du bist und bleibst an sie gebunden. Aber sie auch an
dich…
Kannste machen nix…