Dienstag, 25. April 2017

Familienreport

Leck mich am Arsch.  Immer wieder stoße ich auf Dinge, deren tieferen Sinn und Funktionsweisen mir einfach nicht begreiflich sind. Beispiel… Familie. Genauer gesagt Verwandtschaft. Jeder hat sie, diese Verwandten, die man das ganze Jahr nicht zu sehen kriegt und ehrlich gesagt auch nicht sehen möchte. Und ehrlicherweise interessiere einen nicht großartig. Im Gegenteil. Vielmehr sind sie einem Wurscht. Es ist allerdings nicht zwingend so, dass man sie hasst. Nein. Vielmehr bewegen sich diese Verwandten in der emotionalen Bedeutungs- und Belanglosigkeit. Soweit so erträglich. Wie eigentlich alles im Leben läuft es auch mit der Verwandtschaft nicht immer nach Plan. Analog zum Vollmond im Zusammenhang mit Fabeln und Fantasy-Geschichten fungieren hier besondere Feiertag als DAS beschwörende Element, die den weitläufigen Familienanhang auf den Plan ruft. Hurra. Solche Feiertage sind klassischerweise Weihnachten, das Fest der Gefühle (Hass, Neid, Missgunst, Fülle-Gefühl), Ostern und natürlich Ommas Geburtstag. Letzterer fällt in meiner Famile auf den 31.12.     
Mit fast schon obszön zu nennender Zuverlässigkeit beobachte ich wie sich regelmäßig die gleichen Gedanken durch meine Hirnwindungen quälen, wenn die obligatorischen Familentreffen anstehen.
Zunächst wird der Begriff Familie mit Assoziationen verbunden: Gruppe von Menschen, die einem nahe stehen, auf die man sich freut, die sich gegenseitig versorgen und umeinander kümmern. Etc pp. Sie kennen das und müssen, mit dem bisher gelesenen vergleichenend feststellen, dass Verwandtschaft nicht den Kriterien der Familie entspricht. Wenden wir uns nun der Bedeutung von Weihnachten zu. Ich lasse hier bewusst Ommas Geburtstag außen vor, da zur Verwandtschaft oftmals auch Onkel und Tanten zählen, die erstaunlicherweise auch gleichzeitig Kinder von unseren Großeltern sind. Zumindest die Hälfte. Und welcher Mensch bringt es fertig jemandem zu verbieten zum Geburtstag der eignen Mutter zu gehen… Sie dürften also einsehen, dass es an diesem Feiertag keine Chance auf "Besserung" besteht. Anders ist es jedoch an Weihnachten. Zumindest aus meiner Sicht, denn Weihnachten ist, wie landläufig bekannt, das Fest der Liebe. Dementsprechend sollte es auch mit denen verbracht werden, die einem nahe stehen und die man liebt, sprich Freunde und Familie, wobei hier die Grenzen durchaus fließend sein können. Die bucklige Verwandtschaft macht hier erneut keinen Stich. Zumindest wenn es um die trockene Ideal-Theorie geht.
Nun ist es leider so, und da werden Sie mir Recht geben müssen, dass sich die immer wieder auf die familiären Festtage schmuggeln und für eine besondere, wenn nicht gar merkwürdige Atmosphäre sorgen. Den theoretisch-analyischen Ausführungen meinerseits steht das Phänomen des Gruppenzwanges und des Darstellungsdranges gegenüber. Vor geraumer Zeit muss irgendein Heijopei beschlossen haben:"Hey, es ist doch ne gute Idee Feste mit möglichst vielen Menschen zu feiern, die man kennt. Ich denke da an die Verwandtschaft. Und damit möglichst alle ein schönes Fest haben, machen wir es für alle verbindlich. Und wer sich nicht daran hält wird bestraft und mit sofortiger Wirkung schief angesehen und mit Tuscheleien bedacht." Und irgendeine Bande von Idioten dachte sich: Och, das klingt gut! Da stimmen wir mal zu.
Schönen Dank auch, jetzt haben wir den Salat.
Jedes Jahr aufs neue erlebe ich in immer den selben Abständen ein Wechselbad der Gefühle:
"Hurra es ist Weihachten! Geschenke! Familie, Gemütlichkeit und lecker Essen! Gefolgt von Och nee, morgen treffn wir uns mit den Verwandten. Also Menschen, die sich nur bedingt für einen interessieren, die sonst eh kaum da sind und bei denen du zusätzlich darauf achten musst, was du wie zu wem sagst… Das wirs doch eh wieder ein einziger Krampf. Wir sind doch eigentlich eine FAMILIE warum ist es dann nicht möglich offen miteinander umzugehen. Stattdessen quälen sich ALLE Beteiligten durch den Tag und betonen immer wieder, wenn es erforderlich ist, wie begeistert sie sind. Tolle Familie."
Nun ist es ja so, dass die genannten Familientreffen mitunter morgens abgehalten werden und die Gäste früh aufstehen müssen und dementsprechend nur bedingt ausgeschlafen sind, bevor sie sich auf den Weg machen. Und da sich solche Treffen gerne auch mal etwas in die Länge ziehen, da man sich ja so selten sieht, passiert es hin und wieder - z.B. bei Vollmond - dass das Gehirn für heute den Dienst mehr oder weniger den Dienst einstellt und man sich auf die gegebene Situation einlässt. Wenn einem das gelingt, kann dies zu einem Moment führen, in dem man merkt: hoppla, wir sind ja doch eine Familie. Und ich gehöre dazu. Muhaha.

Was lernen wir daraus?
Egal ob im Duell, im Brennpunkt oder im Sat1 Film Film, Familie und Verwandtschaft kann man sich nicht aussuchen. Du bist und bleibst an sie gebunden. Aber sie auch an dich…

Kannste machen nix… 

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