Freitag, 5. Mai 2017

Hin und wieder zurück. Die Geschichte eines Londonreisenden.



Der Dalai Lama hat einmal gesagt: Besuche einmal im Jahr einen Ort, den Du noch nicht kennst.

Ich bin Student und habe in meiner freien Zeit, an der es mir wahrlich nicht mangelt, nichts besseres zu tun, als diese Regel zu befolgen. Als Katholik! So langweilig ist mir. Und statt fromm in die Kirche zu rennen und dem Herren zu dienen surfe ich im Netz und werfe mein hart erarbeitetes und mühsam erspartes Geld für einen Wochenendtrip in eine europäische Metropole aus dem Fenster. Im ersten Stock. Trotzdem ein Verlust. Die Metropole, die ich mir selbst zu gelost hatte, war keine geringer als London. Ja wohl, London. Die Heimatstadt von Lissbeth der Zwoten. Wenn man so einen Ausflug plant, stellt sich irgendwann die Frage: Wie zum Teufel komme ich dort hin? By Bus oder by Plane? Aus mir bisher unbekannten Gründen entschied ich mich für den Bus. Dann war es endlich soweit die Reise konnte beginnen. Abfahrt war in… Essen. Richtig gelesen. Essen. Von dort aus kutschierte uns der Busfahrer über Düsseldorf, Köln-Bonn, Aachen und halb Belgien nach Calais. Und alles mit dem Bus. Und mitten in der Nacht. Ich erwähne das deswegen, weil sich eine Körperlänge von 1,98 und der Plan nachts in einem Reisebus zu pennen einfach mal so überhaupt nicht kombinieren lassen. Null. Empirisch erwiesen. Und eigentlich bin ich mir dieser Tatsache auch bewusst, doch die letzte längere Busreise liegt schon Jahre zurück. So drei bis vier. Ich hätte es besser wissen müssen.
Nun ja, wie dem auch sei, ich wachte eines Morgens auf, blickte aus dem Fenster des Busses und stellte mir Fragen, die die Welt bewegen. Beispiel:  Wer zur Hölle braucht Belgien? Wozu ist dieses Land gut? Was hat sich der liebe Gott dabei gedacht, als er einen Architekten damit beauftragte dieses Land zu bauen? Bevor jetzt wieder der ein oder andere empört aufschreit und eine Mail aufsetzt, die sich gewaschen hat bzw. einen Shitstorm starten will, sei zur Beruhigung gesagt: Ich finde dieses kleine Land äußerst sympathisch.  Für mein dafürhalten verfügt es über hervorragend ausgebaute Autobahnen; mit Beleuchtung! Außerdem sind unsere Nachbarn ausgezeichnet in der Herstellung von Bier, Pralinen und Pommes…  Aber Hand aufs Herz, wer fährt freiwillig zum Jahresurlaub nach Belgien???


Während ich so im Halbschlaf vor mich hin philosophierte überkam mich eine tiefgreifende Erkenntnis. Im Prinzip ist Belgien nichts weiter als der kleine Bruder von Deutschland und Frankreich. Ähnlich wie Bochum der kleine Bruder von Dortmund und der anderen Stadt im Pott mit nem Bundesligisten ist. Um ehrlich zu sein braucht Belgien wenn man auf der Durchreise ist. Von Deutschland nach Frankreich, oder Frankreich nach Deutschland. Oder wie in meinem Fall nach England. Und während wir so mit unserem Bus Belgien am durchreisen waren - ja Schlafmangel wirkt sich auf dem Grammateak aus - geriet ich dann doch ein wenig in Sorge, ob wir denn rechtzeitig die Fähre erreichen und am Ende auch pünktlich in London sein würden. Was soll ich sagen? Sich sorgen machen, macht müde. Fünf Minuten später war ich wieder eingenickt. Kurze später waren wir dann in Frankreich. Endlich. Calais und die Fähre waren nah. Dort angekommen war Frühsport angesagt. Alle raus aus dem Bus, rein in das Büdchen zur Passkontrolle und wieder rein in den Bus. Bei dieser morgendlichen Übung wurde leid… äh Gott sei Dank Leibesvisitationen verzichtet.
Dann war Bootfahren angesagt. Und Alter, ich bin schon oft mit einer Fähre gefahren… von Holwerd nach Ameland und wieder zurück. Kein problem! Alles easy. Aber von Calais nach Dover ?!?!?! Alter Falter, was ein Seegang! Richtig gradeaus gehen war unmöglich. Nach gut 90 Minuten auf rauer See waren wird in England. Da ich auch nicht wesentlich mehr Zeit hatte, werde ich die Erlebnisse in London durch den Zeitraffer jagen. Gleiches Recht für alle. Stadtrundfahrt, Hotel/ Nickerchen, U-Bahn, Hard Rock Cafe, Buckingham Palace, Horse Guards, Piccadilly Circus, Wembley-Stadion, Hotel/ pennen, Frühstück, packen, U-Bahn, Kings Cross… jaaa Kings Cross. Und jaaaaa wegen Harry und seiner fliegenden Putzkolonne. Wenn jetzt jemand der Ansicht ist, ich wäre mittlerweile auf dem besten Wege ein Potterhead zu werden, der irrt. Ich war dort, um für meine Mitbewohnerin ein paar Kleinigkeiten zu kaufen. Ich meine ich stand in dem Fan-Shop und war komplett aufgeschmissen! Ich musste mich mit Dingen beschäftigen wie : Welches Haus ist sie? Was ist das für ein Symbol? Ist das gut oder eher böse? Und wenn ja, wie findet sie das? Sie sehen also ich habe absolut kein Plan von Hogwarts und dem ganzen Klimbim. Achja, es könnte sein das meine Mitbewohnerin den Text hier grade liest. Wenn das der Fall ist… Grüß Gott! Wir brauchen noch Klopapier… und der Müll muss an die Straße!

Wo war ich? Ach ja! London im Zeitraffer… Tower Bridge,  Changing of the Guards, Trafalgar,  National Gallery, Arsenal/Highbury, Inns of Court, Hyde Park, Royal Albert Hall, Harrods, Pizza Hut, London bei Nacht und jede Menge Souvenirläden. Viel Programm für zwei Tage in einer so vielseitigen Stadt wie London.  Da nimmt man alles mit, was man kriegen und macht Fotos. Sogar ich. Und ich mach sonst nie Fotos. Ich denke an dieser Stelle ist es Zeit für ein Geständnis:

Mein Name ist Christoph Bockhorst.  Und ich bin ein ästhetisch empfindender Mensch. Ich habe Spaß an Inszenierungen des Alltags.  Oder Autos.  Oder an geilen Bildern mit dem gewissen etwas. Meist ist das Bild schwarz-weiß nur ein Gegenstand ist in Farbe.  Wenn man so möchte war der Londontrip wie  der Hauptgewinn bei dieser  Quiz-U-Boot-Show damals auf Super RTL, bei der man am Ende 10 Minuten lang durch  Toys-are-us rennen durfte und sich alles mitnahmen, was in den Einkaufswagen passte. Und weil ich nicht die leiseste Motivation verspürte die Reise so zu gestalten, dass sie sich nicht lohnt habe ich mir fest vorgenommen: Ich mache Bilder! Ich habe sogar meine Digitalkamera mit nach London genommen und sie dort Gassi geführt. 

Als ich wieder Zuhause war, habe ich mir die Bilder in aller Ruhe angesehen und was soll ich sagen? Die Hälfte der Bilder ist Murks! Ganz große Kacka! London mag jetzt nicht unbedingt die Stadt sein, in der ich eines Tages unbeding leben muss…Aber scheiße noch eins… ich muss nochmal nach London. Allein um neue Fotos zu machen. So nach all dieser ganzen Berichterei ist mir endlich ein guter Schluss für diesen Text eingefallen… und so lebte er vergnügt, bis ans ende seiner Tage… Machen Sie's gut und denken Sie immer dran: In England ist der Rechtsweg ausgeschlossen.

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