Meine sehr geehrten
Damen und Herren,
Ich darf Sie recht
herzlich begrüßen zu diesem kleinen Referat zum Thema: Warum ich das
Dschungelcamp mag. Oder zumindest gucke. Jedes Jahr auf Neue "trauen"
sich eine handvoll mehr oder weniger bekannter Leute in den australischen
Urwald. Der von RTL-Kameras bewacht wird. Na gut, von trauen im engeren Sinne
kann jetzt nicht die Rede sein. Vielmehr wird regelmäßig großkotzig im Vorfeld
des Camps demonstriert wie MOTIVIERT man doch ist. Und wie viel BOCK man doch
auf diese Herausforderung hat. Oder Challenge, wie man immer häufiger sagt. Die
Großbuchstaben sind übrigens bewusst verwendet. Sie sollen die Intensität der
Motivation bzw. des Bocks kariki… symbolisieren. Kaum ist der betreffende
Abenteurer im Camp und mit der ersten Prüfung konfrontiert, bleibt ihm nichts
anderes übrig als völlig zurecht abzuwinken und zu konstatieren: Das ist
unmenschlich. Das kann man nicht schaffen. Unmöglich. Wenn es nicht geht, dann
geht's nicht. Ist halt so… Ich sitze derweil im Schlabberlook zuhause auf dem
Sofa und starre auf das TV-Endgerät. Chips auf dem Tisch, Flecken auf dem
Unterhemd und in der Buchse und denke mir: Jo, da hat er/sie aber mal sowas von
recht. Die ganzen anderen Jahre war das nur Illusion und Schummelei.
Für einen kurzen
Moment halte ich inne. Ich überlege und stelle fest. Alles quatsch und lache
mich kaputt. Jedes mal. Und jedes mal fallen auch die Chips jedes mal.
Ungelogen. Jedes mal. In diesem kurzen Moment der Schrecksekunde denke ich: ich
sollte die Chips das nächste Mal woanders hinstellen. Dann passiert das nicht
mehr. Aber kurz vor der Sendung hab ichs vergessen und stelle die Knabbereien
idiotischer Weise auf den Tisch. Egal.
Im Laufe jeder
Sendung stelle ich mir zwangsläufig die Frage: Was erwarten die eigentlich?
Wenn ich weiß, ich gehe in ins Dschungelcamp - warum auch immer. Das ist sowie
so eine Frage, die oft gestellt wird. Warum zu Hölle geht man eigentlich in den
Dschungel… - jedenfalls bereite ich mich doch darauf vor. Mal ein Wochenende
Zelten, exotische Köstlichkeiten probieren, Spinnen sammeln… sowas. Selbst wenn man sich nicht vorbereiten muss,
weil man so ein grandioser Star ist oder sich zumindest für bekannt hält… das
Ding läuft seit 10 Jahren, da bekommt man doch mit was da läuft. Ganz
Deutschland redet darüber. Die eine Hälfte findet die Sendung gut, guckt das
regelmäßig und tauscht sich über die Geschehnisse aus. Der Rest, der es nicht
guckt, erzählt lang und breit, warum man
die Sendung auf gar keinen Fall anschauen darf… Aber reden tut man trotzdem
drüber.
Nun zu der Frage
warum macht man da mit? Warum tut man sich das an? Da gibt es scheinbar mehrere
Gründe. Sei es die, die man damit verdient, sei es der Ehrgeiz diese Challenge
zu gewinnen, sein es die Erfahrungen, die
man dort sammelt oder schlicht akute Langeweile, die einen dort hintreibt.
Vielleicht wurden sie vom Sender dazu gezwungen oder sowas. Man weiß es nicht.
Im Grunde genommen ist es mir vollkommen egal, was die "Promis" in
den Urwald getrieben hat. Natürlich ist es interessant, wenn der Grund im Camp
von den Bewohnern erörtert wird. Aber an sich spielt es keine Rolle.
Schließlich kann man nur das beurteilen, was Folge für Folge über die
Flimmerkiste läuft und wie die Leute sich verhalten.
Zugegeben. Bisher
scheint dieses Format künstlerisch genauso wertvoll wie der Grabbeltisch im
1€-Laden, aber gelegentlich, so an guten Tagen, ist der ganze Trash, der dort
Tag für Tag abläuft sogar recht lustig. Gelegentlich. In diesem Jahr sogar
häufiger. Beispiel: "Wir sollten Menderes auf keinen Fall vergessen -
wen?" oder "Das interessiert den Jürgen doch auch - Die Information
hätte ich jetzt nicht gebraucht." Und das nur in dieser Staffel. Außerdem
hat man die Möglichkeit die Promis einmal anderes kennenzulernen. Wenn man sich
drauf einlässt und die Promis das zulassen. Erwischt man einen normalen Tag,
dann ist der Dschungel eine willkommene Möglichkeit abzuschalten und den Abend
ohne Schuldgefühle ausklingen zulassen. Schließlich ist das immer noch die
Entscheidung der Bekanntheiten diesen Abenteuerurlaub mit Kamerabegleitung zu
buchen. Und bei dem was uns durch die Nachrichten, Beruf, Familie, SMS vom
Telefonanbieter, rund um die Uhr an Schuldgefühlen aufgebürdet wird, ist das
einfach wohltuend und eine willkommene Abwechslung.
Vielen Dank für die
Aufmerksamkeit.
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