Dienstag, 19. Januar 2016

Welcome to the Jungle


Meine sehr geehrten Damen und Herren,

Ich darf Sie recht herzlich begrüßen zu diesem kleinen Referat zum Thema: Warum ich das Dschungelcamp mag. Oder zumindest gucke. Jedes Jahr auf Neue "trauen" sich eine handvoll mehr oder weniger bekannter Leute in den australischen Urwald. Der von RTL-Kameras bewacht wird. Na gut, von trauen im engeren Sinne kann jetzt nicht die Rede sein. Vielmehr wird regelmäßig großkotzig im Vorfeld des Camps demonstriert wie MOTIVIERT man doch ist. Und wie viel BOCK man doch auf diese Herausforderung hat. Oder Challenge, wie man immer häufiger sagt. Die Großbuchstaben sind übrigens bewusst verwendet. Sie sollen die Intensität der Motivation bzw. des Bocks kariki… symbolisieren. Kaum ist der betreffende Abenteurer im Camp und mit der ersten Prüfung konfrontiert, bleibt ihm nichts anderes übrig als völlig zurecht abzuwinken und zu konstatieren: Das ist unmenschlich. Das kann man nicht schaffen. Unmöglich. Wenn es nicht geht, dann geht's nicht. Ist halt so… Ich sitze derweil im Schlabberlook zuhause auf dem Sofa und starre auf das TV-Endgerät. Chips auf dem Tisch, Flecken auf dem Unterhemd und in der Buchse und denke mir: Jo, da hat er/sie aber mal sowas von recht. Die ganzen anderen Jahre war das nur Illusion und Schummelei.
Für einen kurzen Moment halte ich inne. Ich überlege und stelle fest. Alles quatsch und lache mich kaputt. Jedes mal. Und jedes mal fallen auch die Chips jedes mal. Ungelogen. Jedes mal. In diesem kurzen Moment der Schrecksekunde denke ich: ich sollte die Chips das nächste Mal woanders hinstellen. Dann passiert das nicht mehr. Aber kurz vor der Sendung hab ichs vergessen und stelle die Knabbereien idiotischer Weise auf den Tisch. Egal. 

Im Laufe jeder Sendung stelle ich mir zwangsläufig die Frage: Was erwarten die eigentlich? Wenn ich weiß, ich gehe in ins Dschungelcamp - warum auch immer. Das ist sowie so eine Frage, die oft gestellt wird. Warum zu Hölle geht man eigentlich in den Dschungel… - jedenfalls bereite ich mich doch darauf vor. Mal ein Wochenende Zelten, exotische Köstlichkeiten probieren, Spinnen sammeln… sowas.  Selbst wenn man sich nicht vorbereiten muss, weil man so ein grandioser Star ist oder sich zumindest für bekannt hält… das Ding läuft seit 10 Jahren, da bekommt man doch mit was da läuft. Ganz Deutschland redet darüber. Die eine Hälfte findet die Sendung gut, guckt das regelmäßig und tauscht sich über die Geschehnisse aus. Der Rest, der es nicht guckt, erzählt lang und  breit, warum man die Sendung auf gar keinen Fall anschauen darf… Aber reden tut man trotzdem drüber. 
Nun zu der Frage warum macht man da mit? Warum tut man sich das an? Da gibt es scheinbar mehrere Gründe. Sei es die, die man damit verdient, sei es der Ehrgeiz diese Challenge zu gewinnen,  sein es die Erfahrungen, die man dort sammelt oder schlicht akute Langeweile, die einen dort hintreibt. Vielleicht wurden sie vom Sender dazu gezwungen oder sowas. Man weiß es nicht. Im Grunde genommen ist es mir vollkommen egal, was die "Promis" in den Urwald getrieben hat. Natürlich ist es interessant, wenn der Grund im Camp von den Bewohnern erörtert wird. Aber an sich spielt es keine Rolle. Schließlich kann man nur das beurteilen, was Folge für Folge über die Flimmerkiste läuft und wie die Leute sich verhalten.
Zugegeben. Bisher scheint dieses Format künstlerisch genauso wertvoll wie der Grabbeltisch im 1€-Laden, aber gelegentlich, so an guten Tagen, ist der ganze Trash, der dort Tag für Tag abläuft sogar recht lustig. Gelegentlich. In diesem Jahr sogar häufiger. Beispiel: "Wir sollten Menderes auf keinen Fall vergessen - wen?" oder "Das interessiert den Jürgen doch auch - Die Information hätte ich jetzt nicht gebraucht." Und das nur in dieser Staffel. Außerdem hat man die Möglichkeit die Promis einmal anderes kennenzulernen. Wenn man sich drauf einlässt und die Promis das zulassen. Erwischt man einen normalen Tag, dann ist der Dschungel eine willkommene Möglichkeit abzuschalten und den Abend ohne Schuldgefühle ausklingen zulassen. Schließlich ist das immer noch die Entscheidung der Bekanntheiten diesen Abenteuerurlaub mit Kamerabegleitung zu buchen. Und bei dem was uns durch die Nachrichten, Beruf, Familie, SMS vom Telefonanbieter, rund um die Uhr an Schuldgefühlen aufgebürdet wird, ist das einfach wohltuend und eine willkommene Abwechslung.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.

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