Dienstag, 24. November 2015

Leitfaden für ein gelungenes Referat

In weit über 7 Tweets und 2 Facebookkommentaren ist bei unserem nicht existierendem Institut angefragt worden, warum Studenten in der Regel nicht in der Lage sind Referate ordentlich zu präsentieren. Diesem Problem möchte ich nun Abhilfe verschaffen. Ich werde Ihnen die wichtigsten Punkte aufzählen, die ein gelungenes Referat garantieren und dafür sorgen, dass auch der Unmotivierteste im Auditorium ihren Worten gespannt lauscht.

1. Noch bevor sich die präsentierenden Referenten dem Inhalt ihres Vortrags widmen, kommt es zunächst auf Begrüßung an. Diese sollte im Idealfall übertrieben ausfallen und sich etwa so anhören: „ Ja, hallo und guten Morgen auch von unserer Seite. Wir – das sind hing ping x und hing ping y… möchten euch recht herzlich zur heutigen Sitzung begrüßen.
Wenn Sie diese Worte ordentlich haben Sie den Dozenten und die restlichen Studenten im Sack und können sich nun den inhaltlichen Dingen zu wenden.

2. Wenn es die Zeit zulässt, nutzen Sie die Möglichkeit und stellen sich persönlich vor. Mit ein Paar kurzen Einblicken der jeweiligen Biographie. Das interessiert und fesselt die anwesende Hörerschaft und zieht sie in Ihren Bann.

3. Nachdem Sie nun sämtliche Bewohner dieses Planeten begrüßt haben und sich erfolgreich angewidert haben, können Sie reinen Gewissens zur Vorstellung Ihrer Gliederung übergehen. Dort stellen Sie ihre Pläne und Vorhaben dar, mit Phrasen wie: „Wir wollen euch heute das Thema, das wir vorbereitet haben, vorstellen… oder Wir haben uns mit dem Sachverhalt, der uns vom Dozenten vorgegeben wurde, beschäftigt. Das knackt auch den letzten Griesgram in der Runde.

4. Sie haben nun das Organisatorische hinter sich gelassen. Nun ist also Vollgas im Hauptteil angesagt. Pfeifen Sie auf offensichtliche Lockerheit. Es kommt vielmehr darauf an, dass man versucht möglichst witzig zu sein. Und das krampfhaft, weil man eben eher recht verkrampft ist und normalerweise mit einem Stock im Hintern durch die Weltgeschichte läuft.

5. Da nur Sie, ja genau nur Sie allein sich mit dem Thema beschäftigt haben, sind auch nur Sie kompetent in diesem Bereich. Daher sind auch nur Sie selbst in der Lage sich selbst ihren Beitrag qualifiziert zu beurteilen. Dies sollten Sie auch tun. Zum Beispiel durch grundloses Einstreuen des Wortes ‚genau’. Das wirkt kompetent und vermittelt gekonnt, dass sie sich intensiv mit der Thematik befasst haben.

6. Apropos Kompetenz. Für ein gelungenes Referat ist es nicht zwingend von Bedeutung welche vorzuweisen. Stattdessen sollten Sie jederzeit in der Lage sein auch in den Momenten, in denen Sie absolut NULL vorbereitet sind, sich selbst einzubilden, dass Sie so etwas wie Kompetenz besäßen. Oder anders ausgedrückt: Ich bin es zwar nicht, aber ich halte mich für sehr kompetent. Und das reibe ich den anderen gepflegt unter die Nase.
Dieser Punkt ist psychologisch enorm wichtig. Sie stellen sich auf einer Stufe mit dem Auditorium und suggerieren dem Publikum, dass Sie lieber Referent Teil des Publikums sind.

7. Um den abgelieferten und präsentierten Vortrag mit einigen kleinen Schmankerln zu versüßen sollten Sie dem Auditorium einige Informationen zukommen lassen, die im Normalfall keine Katze interessieren. Mit diesem einfachen Trick machen Sie deutlich, dass Sie sich nicht nur in der Tiefe, sondern auch in der Breite mit Ihrem Thema beschäftigt haben.

8. WICHTIG!!! Bei einem perfekten Referat kommt es nicht nur darauf an, dass Sie ihren eigenen Teil ordentlich über die Bühne kriegen, sondern auch in gleichem Maße auf das Zusammenspiel der Referatsgruppe. Eine gut vorbereitete Referatsgruppe zeichnet sich dadurch aus, dass sie die einzelnen Themenblöcke an den nächsten Referenten übergibt. Beispiele für gelungene Übergänge wie „Dann mach ich jetzt weiter mit dem und dem Thema…“, die den zuvor behandelten Teil abrupt beendet.

9. Zusatz. Beim neunten und letzten Schritt zeigt sich die wahre Klasse eines Referenten und einer Referatsgruppe. Hier kommt es darauf an die perfekte Organisation und Absprache der Gruppe auch durch die Präsentationsform, also normalerweise PowerPoint oder Ähnliches, zum Ausdruck zu bringen. Doch BEACHTE: Dieser Punkt ist die hohe Schule des Präsentierens, an den Sie sich nur herantrauen sollten, wenn sie in der Königsklasse spielen. Wenn dies bei Ihnen der Fall, dann dürfte es für Sie ein Leichtes sein, den eben beschriebenen Übergang durch den zusätzlichen Wechsel der PowerPoint Präsentation zu unterstreichen.

10. Wenn Sie all die genannten Punkte beherzigen, dann wird auch das Abmoderieren zum Selbstläufer. Sie sind nun in der Lage dies selbst und individuell zu gestalten. Der tosende Applaus ist Ihnen – egal wie sie es machen – gewiss.

Wenn es keine weiteren Fragen mehr gibt, bleibt mir nur noch zu sagen: Viel Erfolg bei Ihrem nächsten Referat und vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

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